Unter den Dingen, die man für einen längeren Japan-Aufenthalt als erstes gesagt bekommt, ist eine Warnung vor Japanischen Toiletten. Tatsächlich hat sich die Toilette, getreu dem Japanischen Lebensstiel, stetig weiter entwickelt. Wo wir immer noch mit einer kalten Porzellanschüssel zufrieden sind, hat die moderne japanische Toilette nicht nur einen Bürzelwärmer oder automatische Spühlung. Es handelt sich vielmehr um wahre Hightech-Aborte – entsprechender Stormverbrauch mit inbegriffen.
Hier ein Beispiel, eine übliche Bahnhofstoilette. Übrigens: öffentliche Toiletten sind in Japan extrem zahlreich, und grundsätzlich kostenlos und sauber. Das hier gezeigte Exemplar war sogar außerordentlich dreckig – es lag nämlich etwas auf dem Boden.
Es handelt sich um ein einfaches Modell, trotzdem sind alle wichtigen Dinge vorhanden, links fällt als erstes das Steuerpult auf:
Für einen Bahnhof passend, ist es ausnahmsweise zweisprachig ausgeführt, und man kann auch ohne Kanchi/Hiragana zu können damit umgeben. Und Wenn’s mal doch ohne Übersetzung gehen muss, wie hier?
Glücklicherweise hat mein Japanisch-Kurs eine entsprechende Seite im Skript:
Damit das in Zukunft einfacher wird, hat man mittlerweile auch eine Vereinheitlichung der Symbole beschlossen. Blöd wird’s dann nur, wenn die Toilette eine Sprachsteuerung hat und man „Hallo“ sagen muss, damit sich überhaupt erst der Deckel öffnet – reich das eigene Japanisch nicht, muss man sich einen anderen, weniger wählerischen Abort suchen.
Damit man sich nicht schämen muss, dass man auf der Toilette so viel beschissene Geräusche von sich gibt, haben manche Geräte eine „Übertön-mit-Ton-Funktion“. Das geht vom künstlichen Spühl-Geräusch bis hin zu ’ner Nocturne von Chopin. Siehe dazu einen Beitrag in der englischen Wikipedia – die Seite sowieso recht interessant für alle, die sich für jeden Scheiß interessieren…
Die Bahnhofsausführung hatte dann auch noch einen anderen praktischen Zusatz: die Kleinkind-Abstell-Ecke. Äh, Absetz-Ecke, abstellen ist nämlich nicht erlaubt.
Selbstverständlich sahen die Toiletten nicht immer so aus, traditionell japanisch ist eher das da:
Außer dem typischen Spülhebel ist allerdings heutzutage nicht mehr viel davon übrig geblieben, falls der nicht auch schon durch einen Knopf in der Wand ersetzt wurde.
Übrigens: die Geschichte der Japanischen Toilette geht einige Jahrhunderte vor unsere Zeitrechnung zurück. Alle möglichen besonderen – oder ganz ordinäre – Exemplare lassen sich auch im Toilettenmuseum bestaunen. Und wenn’s nun immer noch nicht genug ist: es gibt Statistiken darüber, was man in Japan auf der Toilette am liebsten macht. Gut scheiß!
Ach so: der Unicode Standard sieht in Version 5 zwei passende Emojis vor (Japanisch: 絵文字, „bild-buchstabe“; also nix mit Emotion und so…): 💩 und 🚽. Gibt’s im Bezug auf das braune Häufchen auch noch mal im Interview nachzulesen. Poopla!
Hi,
das ist ja fast wie beim kleinen Maulwurf….